Cuisine International

Rubrik: Rund um den Campus

Eigentlich wollte ich nur wissen, was ein Flüchtling tun muss, um in Heilbronn studieren zu können. Ein Freund hatte mich das gefragt und ich hatte versprochen, es zu recherchieren. Beim googeln stieß ich auf das Studium Generale Programm „Be our guest“, das genau das in 4 Workshops erklären wollte. Also direkt angemeldet und ein paar Wochen später konnte ich meinem Kumpel und ein paar anderen Auskunft geben. Das war aber nur der Anfang. „Wie wäre es denn mit ein paar Freizeitaktivitäten für Geflüchtete? Haben Sie Lust, da was zu organisieren?“, fragte Frau Backhaus, die Leiterin des Programms, in die Runde der Teilnehmer. – Ja, wir hatten. Die einen schlugen bowlen vor, eine andere ging mit einer kleinen Gruppe klettern. Und ich, naja, ich schlug einen internationalen Kochabend vor. Essen verbindet bekanntlich, und ich bin leidenschaftliche Hobby-Köchin. Ein Raum war schnell gefunden. Das Dietrich Bonhoeffer Zentrum in Sontheim bekamen wir sogar kostenlos, da der Abend über die Hochschule organisiert wurde. Die Zutaten für den Abend wollte ich kurz vorher besorgen, die Rezepte sollten von kochwilligen Teilnehmern kommen. Bei den weiteren Vorbereitungen schwankte meine Panik zwischen „Oh Gott, es wird niemand kommen!“ und „Oh Gott, was ist, wenn dreimal so viele kommen wie geplant?“ Der Raum platzt aus allen Nähten, und es gehen alle hungrig nach Hause.

Zum Glück trat weder das Eine noch das Andere ein. Auf der Facebook-Seite des Events wurden fleißig Gerichte aus verschiedenen Ländern gepostet, die die Teilnehmer an dem Abend kochen wollten. 3 Tage vor dem Event kletterte die Anzahl der Zusagen von 13 auf 32, die Zahl der Interessierten wuchs stetig. Ein paar boten mir sogar an, mit einkaufen zu gehen, wofür ich sehr dankbar war, um a) nicht alles allein schleppen zu müssen und mich wegen den Mengen nochmal Rückversichern zu können und b) ich bei manchen arabischen Zutaten erstmal da stand wie der Ochs vorm Berg. Wer bitte weiß schon was Frikeh ist??

Ich kannte vor diesem Abend nur zwei Gerichte von der Event-Pinnwand. Die chinesischen Jiaozi meiner Freundin und das italienische Pestobrot, das ich selbst machen wollte. Von allen anderen Rezepten hatte ich noch nie etwas gehört. Ich war gespannt. Habe ich erwähnt, dass ich es liebe, neue Gerichte zu probieren?

Das Kochen an dem Abend verlief wie erwartet ziemlich chaotisch. Überall wurde geschnippelt, umhergewuselt, Schüsseln, Töpfe und Pfannen gesucht. Die, die nicht mehr in die Küche passten, spielten Tischkicker oder unterhielten sich. Mit nur 4 Herdplatten war die Küche etwas klein für 8 Gerichte, aber mit ein bisschen Absprache funktionierte es doch ganz gut. Das Ergebnis nach 3 ½ Stunden war atemberaubend. Allein die Dekoration auf den Gerichten übertraf schon völlig meine Erwartungen.

Das Angebot reichte von Petersilien-Zitronen Salat und Joghurt-Dip, über Hummus-Teller, Frikeh (grüner Weizen mit Hähnchen und Mandeln), einem klassischen syrischen Gericht aus Kichererbsen, Bulgur und Zimt-Hähnchen, Reis mit Erbsen, Hackfleisch und gerösteten Cashews, italienischem Pestobrot, chinesischen Frikadellen, Mafé (eine Art afrikanisches Curry) bis hin zu iranischem Kuchen und einer Philadelphia-Kirschtorte. Völlig ausgehungert stellten sich alle brav samt Teller in eine Schlange und warteten, bis sie sich nehmen konnten. – Das ist deutsche Ordnung! Integration geglückt, würde ich sagen.

Neben dem geschäftigen Kochen und Essen gab es natürlich noch viel, viel Zeit zu reden, sich auszutauschen und haufenweise neue (Lebens-)Geschichten zu hören. Es war schön Syrer, Iraker, Iraner, Deutsche, Chinesen und Afghanen so friedlich, unbeschwert und interessiert aneinander an einem Ort zu sehen.

Essen verbindet eben.

Text: Jana Hofäcker

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