“привет“! – Ein Wintersemester an der VAT in Moskau

„Всё что ни делается – всё к лучшему” oder: es kommt nie so wie man denkt — es kommt besser! Nichts beschreibt mein Auslandssemester an der Russian Foreign Trade Academy treffender. Alles fing damit an, dass diese Hochschule gar nicht meinem Erstwunsch entsprach. Die Erfahrungen, die ich aber während dieser Zeit sammeln durfte, zählen bis dato zu den wertvollsten meines Lebens. Zugegeben, das halbe Jahr in der russischen Metropole war nicht immer ein “Schlotzer”. Schon der Start meiner Odyssee war mühsam, da mein Visum für einen falschen Zeitraum ausgestellt wurde, was mich zwang eine zwischenzeitige Rückreise mitten im Semester anzutreten. Auch die Organisation an der Partneruniversität war etwas chaotisch, sodass mich in Geduld zu üben das Erste war, was ich lernte. Fairerweise muss aber gesagt sein, dass ich zu den Pionierinnen gehörte und man an der kleinen Hochschule den Ablauf und Umgang mit Austauschstudenten noch nicht so recht kannte. Das Studium selbst erinnert stark an die Schulzeit. Es besteht Anwesenheitspflicht und man kann Vorlesungen nicht wie gewohnt nach eigenem Ermessen besuchen, sondern muss es vorher mit dem Dekanat absprechen, dort sozusagen nach Erlaubnis fragen. Vor-Lesungen sind wörtlich zu nehmen: Skripte gibt es nicht: man muss alles mitschreiben und entgegen vorheriger Information gibt es keine Vorträge auf Englisch. Auch wenn es alles andere als einfach war, es war der beste Weg, um meine Russischkenntnisse aufzubessern. Zudem waren wir zwei als einzige Austauschstudenten in der Akademie allseits bekannt. Viele Studenten aber auch Professoren waren sehr zuvorkommend und baten uns stets ihre Hilfe an. Eine positive Überraschung war außerdem die Unterbringung. Für jeweils umgerechnet 100 € im Monat teilte ich mir mit einer weiteren Austauschstudentin aus Heilbronn ein Zimmer in einer ansehnlichen Fünfer-WG. Sich ein Zimmer zu teilen ist in Russland allgemein üblich, wobei die Sache mit der Privatsphäre etwas lockerer gesehen wird. Auch wenn diese Wohnsituation zu Beginn etwas befremdlich war, schweißte sie uns nur noch mehr zusammen und machte zum Schluss aus zwei Fremden beste Freundinnen. Dass wir ausgerechnet in dem Land einen kleinen Kulturschock erleben, das wir unseren Geburtsort nennen, hätten wir nie gedacht. So ließ der kalte Winter und der zum Teil raue Umgangston untereinander das Leben in der Hauptstadt für uns anfangs recht harsch erscheinen. Aber während dieser Zeit lernten wir auch die Kultur näher kennen und hatten am Ende sogar Verständnis für Umgangsformen, die uns anfangs sehr exotisch waren. Dessen ungeachtet hat diese Stadt eine gewisse Faszination an sich, die mir die Rückkehr nicht so einfach machte. Als Studentin schätzte ich besonders den günstigen und teilweise kostenlosen Eintritt in sämtliche Museen und Galerien. Ein Besuch der Oper kostete mich beispielsweise gerade mal 60 Rubel, umgerechnet 1,50 €. Aber auch persönlich konnte ich mich weiterentwickeln, Ich habe u.a. gelernt, vieles lockerer zu sehen und Dinge zu schätzen, die ich bereits für alltäglich hielt. Ein Semester in Moskau kann ich nur empfehlen. Ohne Zweifel kommt man nicht als derselbe Mensch zurück!

Text/Fotos: Ksenia Danniker

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