Der Nahost- Konflikt: Eine Geschichte von Vertreibung und Vernichtung

Wieso brodelt es im Nahen Osten ständig? Und was ist eigentlich die historische Ursache für den Israel-Palästina-Konflikt? Wenn ihr euch das auch schon immer gefragt habt, schaffen wir heute Abhilfe, denn  für die erste Ausgabe von „HÄ?“,  hat  sich  Professor  Jammal  für  euch  mit  genau  diesem   Thema auseinander gesetzt:

 

„Die Zeitungen hierzulande berichten kaum noch über die Lage der eingeschlossenen Palästinenser in dem syrischen Yarmuk-Lager. Auch als noch darüber berichtet und auf den Terror der Barbaren des Islamischen Staates (IS) eingegangen wurde, fiel kein einziges Wort darüber, warum die Palästinenser sich in dem Yarmuk-Lager niederlassen mussten.

 

Niemand sieht sich verantwortlich für das Elend der Palästinenser in Syrien oder in den Lagern Jordaniens und Libanons. Es ist ja mit der Tragödie von dem Yarmuk-Lager nicht das erste Mal, dass Palästinenser in ihrer Diaspora teils niedergemetzelt und teils vertrieben werden. Davor geschah Ähnliches mehrfach, so z.B. in den Lagern von Sabra und Shatila (Beirut/ Libanon) im Jahre 1982.

 

Warum schweigen Presse und Politik zu der Frage nach dem eigentlichen Grund der Ermordung und Vertreibung von Palästinensern? Warum stellt kein einziger Zeitungsartikel die Frage, warum die Palästinenser in dem Yarmuk-Lager sind?

 

Dabei  ist  die  Antwort  darauf  einfach:  die  Auswanderung von Juden aus Europa nach Palästina und die Errichtung  des  Staates  Israel  auf  palästinensischem Boden im Jahre 1948, all das erfolgte auf Kosten einer systematischen und  massiven Vertreibung der in Palästina  lebenden  Palästinenser.  Daher  kommen die Palästinenser in dem Yarmuk-Lager,  ebenso wie  diejenigen in den  zahlreichen  anderen Lagern im Libanon und in Jordanien.

 

Die berechtigte Rettung der deutschen Juden vor dem Nazi-Terror hat eine andere Tragödie nach sich gezogen: Die systematische Vertreibung von ca. 800000 Palästinensern aus ihrer Heimat in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Heute sind es fast 4 Millionen registrierte palästinensische Flüchtlinge.

Die obige Frage ist also leicht zu beantworten: Die Yarmuk-Palästinenser sind vertriebene Palästinenser und deren Kinder bzw. Kindeskinder. Vertrieben wurden sie durch die eingewanderten Zionisten. Wir sind zwar alle glücklich darüber, dass es vielen Juden die Flucht vor den Nazis gelang. Dürfen wir aber deswegen die Tragödie der Palästinenser vergessen? Dürfen wir wirklich nicht den Staat Israel an dessen Verantwortung erinnern?

 

Die Frage, was der Staat Israel als Wiedergutmachung für die vertriebenen Palästinenser tut, muss doch gestellt werden, gerade jetzt in Anbetracht des barbarischen Terrors der Schergen des Islamischen Staates. Es ist an der Zeit, dass Israel sich der Verantwortung stellt. Beschämend ist es allemal, wenn die israelische Presse und die israelischen Politiker die Tragödie der Palästinenser verschweigen. Sie tun so, als ob es die durch sie vertriebenen Palästinenser nicht gäbe.“

 

Prof. Dr. Elias Jammal

 

Dieser Artikel erschien in Ausgabe 1 vom 30.06.2015

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