„Ich hasse das!“
„Ich hasse das!“
Text: Anna Sämmer
Schnell sagen wir, dass wir etwas hassen. Mit puterrotem Kopf steigern wir uns auch gern mal in ein Problem rein und lassen unseren Unmut lauthals raus. Die Devise, immer schön den Ball flach halten und ruhig bleiben, zieht eben nicht mehr, wenn der Spannungsbogen der Nerven endgültig überschritten wurde.
Die starke und tiefe Abneigung im Alltag – wie sieht die eigentlich bei uns so aus? Und ist das dann wirklich direkt Hass?
Das Duden spricht von einem „starke[n] Gefühl der Ablehnung und Feindschaft gegenüber einer Person, Gruppe oder Einrichtung“. Aha – wir verschaffen also unseren Gefühlen einen Ausdruck. Wir hassen die Dozenten, die uns schlechte Skripte geben, die unmenschliche Anforderungen an unser Wissen stellen und in ihrem „ach so gechillten“ Leben unsere Klausurnoten hinschmieren. Wir hassen es, uns unausgeschlafen in die erste Vorlesung zu quälen und den Stress, der die bevorstehende Klausurphase ankündigt. Wir hassen diesen unbekannten Menschen neben uns, weil wir denken, dass er oder sie besser aussieht oder einfach etwas hat, das wir aus Prinzip einfach nicht leiden können.
Um uns auf 180 zu bringen, braucht es aber nicht einmal einen handfesten Grund. Wut und Ärger und der aufkommende Hass sind eine Art unser Wohlbefinden zu steigern, um uns in dem Moment besser zu fühlen als andere. Quasi bringt Hass Überlegenheit mit sich, zumindest fühlt man sich dann überlegen. Das passiert auch gerne, wenn wir Frust anhäufen – da reicht dann bekanntlich nur der eine Tropfen, um das Fass zum Überlaufen zu bringen.
Es tut aber auch einmal gut, die Türe einfach laut und heftig zuzuknallen, den Nachbar anzuschreien oder den Futzi von der Servicehotline ins Schwitzen zu bringen. Zugegeben, ein Chaos im McDonald´s oder Subway zu veranstalten, weil ein Teil der Bestellung im Menü fehlt oder urplötzlich auf dem Zebrastreifen stehen zu bleiben um den lästigen Über-Rot-Fahrern eins auszuwischen verschafft einem durchaus ein gewisses Maß der Genugtuung. Wenn man hasst, verschafft man sich auf die eine oder andere Weise Ausdruck und lässt Taten oder Worte sprechen:
„A granahda Scheiss isch des dahanda – dir zende oina, dass d`rs da Grend em Reng rom drehat“, würde der Schwabe wohl von sich geben (Wer, von unseren ausländischen Studenten oder aus ferneren Bundesländern kommenden Mitdeutschen, das nicht versteht, der sucht sich zur Übersetzung einfach einen einheimischen Kommilitonen).
Hass ist das Medium schlechthin in der heutigen Zeit, um Interesse zu wecken und wird im Fernsehen, im Radio oder Internet und allen möglichen anderen Einrichtungen benutzt, um die Aufmerksamkeit der Hörer und Konsumenten zu wecken. Da wo das Schreien herkommt, in die Richtung dreht sich unser Kopf und wir werden hellhörig. Ebenso ist Hass auch meistens ein Thema in den Nachrichten. Man spricht vom Hass der Religionen und der Menschen; Hass der aus Uneinigkeiten und Furcht entsteht und zu Krieg führt; Hass der ganze Länder spaltet.
Dieser Hass klingt allerdings gar nicht nach dem Hass, den wir im Studium auf Dozenten oder andere Alltagsprobleme verspüren. Heißt das dann, dass sich unsere Art des Hassens mit jedem Mal steigert und wir immer mehr und immer schlimmer hassen?
Nun ja, Hass hat viele verschiedene Facetten und äußert sich auch ganz unterschiedlich. Hass brennt und Hass tut weh, ob nun dem Hassenden oder dem Verhassten. Wir können sowohl im Kleinen, als auch im Großen hassen. Manchmal tut etwas Hass gar nicht so schlecht um angestaute Dinge oder einen schlechten Tag zu verarbeiten und sich einfach ein bisschen Luft zu verschaffen. Jedoch dauernd zu hassen, vor allem Personen, das schadet einem meist selbst mehr, als einem klar ist. Es macht einen blind für alles andere und verzerrt einem die Sicht. Wie Yoda schon sagte: „Furcht ist der Pfad zur dunklen Seite. Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu unsäglichem Leid!“ (Star Wars, Die dunkle Bedrohung)
Am besten ist es, herauszufinden, warum man überhaupt hasst, woher dieser Hass kommt und sich mit der Grundlage auseinanderzusetzen, die den Hass bildet. Oft ist es die Zeit und die Konsequenzen gar nicht wert, die man mit Hassen verbringt und wenn eine Weile vergeht, fragt man sich später selber, warum man sich da so reingesteigert hat. Es ist eben oft schwer Dinge loszulassen. Das heißt nicht, dass man sich nicht auch hin und wieder ärgern sollte. Bitte brüllt Beschwerden über die unsinnigsten Sachen über den ganzen Campus, macht ruhig auf Probleme aufmerksam, verändert was mit eurem (guten) Hass und nehmt die Energie, um was zu verändern. Nur nicht übertreiben, denn es heißt ja bekanntlich:
„A vrschiddeds Wassr kannsch nemme uffheba“